Albdruck

Träumen ist wie leben in einer anderen Welt. Doch auch in dieser so scheinbar sicheren Dimension gibt es Schattenseiten, Albträume. Ob nun die Verarbeitung des Erlebten oder reine Fantasie, schlechte Träume plagen uns alle. Meist bleiben nur Bilder hängen, diese jedoch sehr lange. Hier sind drei meiner Albträume zu sehen.


Cocoon

2020. Corona, die Pandemie, der erste Lockdown. Ein Alltag, der sich anpassen muss. Das eigene Heim, sonst Rückzugsort vor der viel lauten Außenwelt, verwandelt sich langsam in viel zu enge Räume, in denen taube Körper hin und her wandern. Und doch wird die Wohnungstür irgendwann Bollwerk, Fenster zu Sehnsüchten, das eigene Ich ganz leise und die Welt zur magischen Erinnerung. Leben neu definieren, ohne das alte Dasein komplett aus den Augen zu verlieren. Ein Danach wird es geben, nur bleibt die Frage ob das Ich von Davor das noch erleben wird.


Ego

Eingesperrt im eigenen Ich. Das sich wandelnde Verständnis eines Selbstkonzepts. Kein Ausweg aus den Räumen, die wir uns selbst geschaffen haben. Die Sinne getrübt versucht das Selbst sich aus sich selbst zu befreien, scheitert jedoch am Äußeren, an Grenzen, die wir selbst gesteckt und uns scheinbar unüberwindbar gestaltet haben und bleibt zurück im eingeschränkten Wandel.


sechs tage

"Wenn eine Mutter stirbt, stirbt der ganze Garten." 

Nur eine dieser Metaphern, über die ich gestolpert bin, auf der Suche nach den richtigen Worten für eine Todesanzeige, die ich nicht breit war, zu verfassen. Am 18.06.2020 verstarb meine Mutter im Alter von 66 Jahren. Ein Satz, der immer noch surreal klingt. Ganz so wie die Situation, in der wir uns plötzlich befanden. Letztlich habe ich eigene Worte gefunden, für die Todesanzeige. Und später Bilder, die den Schmerz in sich tragen, der mich seither begleitet.

 


Maria

Aufwachen in einer unbekannten Umgebung, Menschen, die einen zu kennen scheinen, die man selbst jedoch nicht zuordnen kann, eine fremde Gestalt im Spiegel, jeden Tag. Leben mit Demenz bedeutet Leben im Vergessen. Nicht selten beeinflusst diese Krankheit nicht nur das Leben des Einzelnen, viel mehr wirkt sie sich auch auf das Umfeld aus. Nicht mehr erkannt zu werden von Menschen, die einem lieb sind, plötzlich in der Rolle der Verantwortung zu stehen, sich kümmern um eine immer hilfloser werdende Person und zu wissen, dass es nicht mehr besser werden wird. Das alles kostet Kraft, physisch und psychisch. Ich durfte diesen Prozess begleiten und die Geschichte von Maria erzählen.


Sticks And Stones

Schönheit, eigentlich relativ, jedoch in unserer Gesellschaft klar definiert. Wo Perfektionismus wichtiger ist als alles andere lebt jeder Mensch mit Selbstzweifeln, manchmal sogar Selbsthass. Kleine Körperformen, in die man sich versucht zu quetschen, die alleine mit ihrer Existenz den Individualismus zerstören. Jeder Mensch ist unterschiedlich, nicht alles muss sich innerhalb der Norm bewegen, bis sich diese wiederum neu definiert. "Sticks And Stones" beleuchtet die Fehler und wird zur kritischen Auseinandersetzung mit dem heutigen Wahn nach Perfektionismus. Durch den Fokus auf die körperlichen Makel wird das Selbstverständnis der Schönheit in Frage gestellt. Sind Mängel menschlich oder inakzeptabel? Ab wann ist Anders gleich hässlich? Ein Gedankenanstoß an das eigene Moralverständnis und ein Schritt hin zur Selbstakzeptanz inmitten einer dogmatischen Menschenmasse.